Tipps für MINT-Berufe.
August 2025
Braucht mein Lebenslauf wirklich den wissenschaftlichen Titel meiner Abschlussarbeit?
06.08.2025
Gerade wenn Naturwissenschaftlerinnen oder Ingenieure nach dem Studium den Sprung in die Industrie wagen, stellt sich oft die Frage: Soll ich den genauen Titel meiner Abschlussarbeit im Lebenslauf angeben? Klar – in Forschung und Lehre versteht jeder sofort, worum es ging. Anders sieht es aber außerhalb des Labors aus: In der Wirtschaft wird sich kaum jemand durch komplizierte Titel wie „Molekulare Vielfalt und Dynamik von Zell-Matrix-Adhäsionen und Zell-Zell-Interaktionen in kultivierten Fibroblasten“ kämpfen – selbst Personalerinnen, die einiges gewohnt sind, fassen sich da an den Kopf.
Was also tun? Einfach weglassen? Auf keinen Fall! Denn in diesen Arbeiten steckt oft genau das, was Unternehmen suchen: Anwendungsnahe Fähigkeiten, Durchhaltevermögen, strategisches Denken und technisches Know-how.
So wird’s spannend und verständlich:
Mein Praxistipp aus vielen Jahren Coaching: Lassen Sie den formalen Originaltitel Ihrer Bachelor-, Master- oder Doktorarbeit ruhig in den Anhang wandern – und erzählen Sie im Lebenslauf lieber kurz und knackig, worum es wirklich ging und welche Skills Sie gewonnen haben.
Beispiel: Molekularbiologie – verständlich erklärt
Statt „Molekulare Vielfalt und Dynamik von Zell-Matrix-Adhäsionen und Zell-Zell-Interaktionen in kultivierten Fibroblasten.“ sollten Sie im CV besser so schreiben:
„Sept. 2016 – Okt. 2019
Promotion in Molekularbiologie (Originaltitel siehe Anhang)
In meiner Doktorarbeit habe ich erforscht, wie menschliche Zellen miteinander und mit ihrer Umgebung „kommunizieren“, wenn eine Wunde heilt. Ziel war es, die Abläufe auf molekularer Ebene zu verstehen, um langfristig Heilungsprozesse zu beschleunigen. Besonderen Fokus legte ich auf die Anwendung moderner Methoden wie Data Mining, Machine Learning und Big Data-Analysen. Weiterer Anwendungsaspekt meiner Forschung: Erkenntnisse zur gezielten Hemmung von Blutgefäßbildung im Tumorgewebe – ein Ansatz, der die Krebstherapie verbessern kann. Für meine Arbeit hatte ich eine 75 % Stelle. Als Ergebnis meiner Promotionsarbeit schätze ich einen weltweiten Fortschritt in diesem Thema um etwa 15 %.“
So vermitteln Sie selbst komplexe Forschungsthemen verständlich und zeigen auf einen Blick, welche Fähigkeiten Sie mitbringen: Von Laborpraxis über Datenanalyse bis hin zur Schnittstelle zwischen Biologie und Informatik.
Tipp: Sie haben während Ihrer Abschlussarbeit ganz nebenbei engagiert Bauteile organisiert, sich durch den administrativen Dschungel Ihrer Uni gekämpft oder schwierige Teammitglieder erfolgreich „gemanagt“? Super! Solche Kompetenzen unbedingt erwähnen – kurz und so beschreiben, dass auch Nichtwissenschaftler sofort einen Nutzwert erkennen.
Viel Erfolg!
